Kiefer und der Rest

Der Kiefer beeinflusst den Körper bei vielen Aufgaben, darum kann eine Störung in diesem Bereich auch andere Körperbereiche betreffen. Das Kiefergelenk ist u.a. an der Sprachbildung, am Beißen, Kauen und Schlucken beteiligt.
Fast nirgendwo im Körper finden wir so viele Nervenbahnen gehäuft wie im Kiefer. Ca  45% der Neuronen der motorischen Hirnrinde sind für den Mund- und Kieferbereich zuständig. Das Kiefergelenk wird vom Nervus Trigeminus versorgt. Dieser größte Hirnnerv besitzt als einziger Querverbindungen zu allen anderen elf Hirnnerven. Wird er stimuliert, werden alle anderen Hirnnerven ebenfalls informiert. Viele Nozirezeptoren (Schmerzfilter) sitzen im und um das Kiefergelenk herum, ebenso C-Fasern, die direkt ins limbische System (emotionales Gehirn) führen. Dadurch besitzt der Kiefer eine übergeordnete Rolle in der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung.
Gefühle wie Angst, Wut, Zorn, Widerwillen  unterdrücken wir oft, indem wir die Zähne aufeinanderbeißen. Außerdem besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Kauen und dem Verdauungssystem. Durch unsere Erziehung haben wir gelernt, den Mund zu schließen. Das hat zur Folge, dass die Kiefermuskeln ununterbrochen arbeiten. Alle Gesichtsmuskeln arbeiten eng zusammen, mit der Folge, dass Augen- und Mundmuskeln enge Verbindung führen. Sind Kiefermuskeln und das Kiefergelenk im Ungleichgewicht, kann dieses unterschiedliche Symptome erzeugen: Lernprobleme, Gleichgewichtsstörungen, emotionale Labilität, Erschöpfungssymptome, Gang- und Schrittstörungen und aggressives Verhalten. Das Kiefergelenk ist auch an zahlreichen Becken- und Wirbelsäulenbeschwerden beteiligt und sollte in jeder Behandlung mit einbezogen werden.

Symptome bei einer Dysbalance im Kieferbereich
Zähneknirschen (Bruxismus)
Seitendifferenz bei Mundöffnung
Kiefergelenksknacken
Kiefergelenk-/ Zahnschmerzen
Konzentrationsstörungen
Gleichgewichtsstörungen
Schulterbeschwerden
Hüftbeschwerden
Probleme im Lendenwirbelsäulenbereich
Migräne/ Kopfschmerzen/ Schwindel

Alle Strukturen, die sich unterhalb des Zwerchfells befinden, werden vom Kiefergelenk beeinflusst. Kiefergelenkblockaden führen zu Schmerzen und Stauungen in der unteren Körperhälfte.
Sogar die Atemfunktion und das freie Schwingen des Zwerchfells werden vom Kiefer beeinflusst..
Das Runterschlucken von Stress oder Schmerzen über das Zähne zusammenbeißen verändert die Zwerchfellaktivität und lässt Rücken- und Bauchmuskeln an Haltefähigkeit verlieren.
Der Mundboden beeinflusst den Beckenboden. Dies indiziert die Behandlung von Inkontinenz zur Stärkung des Beckenbodens über den M. hyloideus.

Der Kiefer- und Zahnbereich und sein Einfluss auf den gesamten Organismus 

AUS DEM PARACELSUS MAGAZIN: AUSGABE 5/2012